Gender Snapshot 2025: Der neueste „Gender Snapshot“ der Vereinten Nationen (UN) und UN Women belegt: Es wurden Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter erzielt, diese sind aber bei weitem zu langsam und werden durch antifeministische Bewegungen bedroht. Der UN-Bericht drängt auf sofortiges globales Handeln zur Beendigung geschlechtsspezifischer Diskriminierung.

SDG 5 – Gleichstellung der Geschlechter
SDG 5 zielt auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung von Frauen und Mädchen. Die strukturell verwurzelten und vielfältigen geschlechtsspezifischen Diskriminierungen sollen beendet werden. Denn die Stärkung und Beteiligung von Frauen und Mädchen hat eine Hebelwirkung auf Wirtschaftswachstum und Entwicklung und ist damit nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern zugleich in ökonomischer und sozialer Hinsicht unverzichtbar.
In SDG 5 sind 9 Unterziele verankert:


… werden 2030 immer noch 351 Mio. Frauen und Mädchen in extremer Armut leben. Seit 2020 stagniert die extreme Armut von Frauen bei etwa 10 Prozent.
… hat mehr als jede 8 Frau weltweit zwischen 15 und 49 Jahren in den letzten zwölf Monaten körperliche und/oder sexualisierte Gewalt durch einen aktuellen oder ehemaligen Partner erlebt.
… sind jährlich sind 4 Mio. Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen, davon über 2 Mio. vor ihrem fünften Lebensjahr.
… braucht es noch fast 100 Jahre bis zur Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Ziel 5.1: Alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen überall auf der Welt beenden
Durch geschlechtsspezifische Diskriminierungen werden Frauen und Mädchen seit langem am Arbeitsplatz, in der Politik und zu Hause ungleich behandelt. In einigen Ländern ist diese Diskriminierung gesetzlich verankert und verbietet Frauen beispielsweise den Zugang zu bestimmten Berufen. In anderen Ländern stehen wirtschaftliche Hindernisse wie das geschlechtsspezifische Lohngefälle oder Stereotype einer vollständigen Gleichstellung der Geschlechter im Weg. Für ein Ende der geschlechtsspezifischen Diskriminierung braucht es Gesetze und Rahmenbedingungen, die die Gleichstellung der Geschlechter in allen Lebensbereichen fördern, durchsetzen und überwachen.
Im Rahmen internationaler Menschenrechtsbestimmungen und -abkommen, insbesondere des Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) und der Erklärung und Aktionsplattform von Peking, haben sich die Staaten verpflichtet, die Diskriminierung von Frauen zu beseitigen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Auch in Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen.
Aktuelle Zahlen: Diskriminierende Gesetze gegen Frauen (2025)
- Weltweit wurden durch 99 positive Rechtsreformen zwischen 2019 und 2024 diskriminierende Gesetze abgeschafft und Rahmenbedingungen für die Gleichstellung der Geschlechter geschaffen.
- Daten aus 131 Ländern aus dem Jahr 2024 zeigen allerdings noch erhebliche Herausforderungen. Kein Land erreicht eine perfekte Punktzahl in den vier untersuchten Bereichen: Rechtliche Rahmenbedingungen und öffentliches Leben, Gewalt gegen Frauen, Beschäftigung und wirtschaftliche Vorteile sowie Ehe und Familie. In mehr als der Hälfte der Länder (51 %) gibt es in jedem Bereich Lücken.
- In 61 Ländern (47 %) hindert mindestens eine Einschränkung Frauen daran, die gleichen Jobs wie Männer auszuüben.
- Nur 38 Länder (29 %) legen das Mindestheiratsalter ausnahmslos auf 18 Jahre fest.
- Nur 63 Länder (48 %) haben Gesetze gegen Vergewaltigung, die auf fehlender Zustimmung basieren.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Ziel 5.2: Alle Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen beseitigen
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen der Welt und findet in allen Ländern statt. Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum. Diese Gewalt kann viele Formen annehmen, darunter physische, sexuelle, psychologische und wirtschaftliche. Andere Arten von Gewalt wie Menschenhandel und neue Erscheinungsformen wie Cyber-Mobbing sind ebenfalls länderübergreifend verbreitet. Die langfristigen physischen, psychischen und emotionalen Auswirkungen beeinträchtigen das Leben der Überlebenden nachhaltig. Geschlechtsspezifische Gewalt wirkt sich außerdem auf die Gemeinschaften und Familien der betroffenen Frauen aus, insbesondere auf das Leben ihrer Kinder, und hindert Frauen an der vollen Teilhabe an der Gesellschaft. Die gesellschaftliche Akzeptanz und die weit verbreitete Straflosigkeit für die Täter gehören zu den Hauptfaktoren, die zu ihrem Fortbestehen beitragen.
Aktuelle Zahlen: Partnerschaftliche Gewalt (2025)
- Weltweit hat mehr als jede 8 Frau weltweit zwischen 15 und 49 Jahren in den letzten zwölf Monaten körperliche und/oder sexualisierte Gewalt durch einen aktuellen oder ehemaligen Partner erlebt.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Mehr Informationen zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Ziel 5.3: Alle schädlichen Praktiken bei Frauen und Mädchen beseitigen
Schädliche Praktiken wie Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratung und weibliche Genitalverstümmelung (FGM) sind Menschenrechtsverletzungen und haben eine Vielzahl negativer Folgen für Mädchen. Eine frühe Heirat verringert Bildungschancen und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Teenagerschwangerschaften und damit verbundenen hohen Müttersterblichkeitsraten. FGM ist eine grausame Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Frauen und Mädchen.
Aktuelle Zahlen: Kinderheirat (2025)
- Nur 9 Länder haben das Ziel erreicht, Kinderheirat zu beenden.
- Fast jede fünfte junge Frau (20 – 24 Jahre) war vor ihrem 18. Lebensjahr zum ersten Mal verheiratet oder lebte in einer Partnerschaft (19 %), was einen leichten Rückgang seit 2014 (22 %) bedeutet.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Aktuelle Zahlen: Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) (2025)
- Weltweit sind über 230 Mio. Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation – FGM) betroffen (63 % der Fälle in Afrika, 35 % der Fälle in Asien, 3 % der Fälle im Nahen Osten).
- Jedes Jahr erleiden 4 Mio. Mädchen eine Genitalverstümmelung; über 2 Mio. sind jünger als 5 Jahre.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Mehr Informationen zu weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) stoppen
Ziel 5.4: Unbezahlte Pflege- und Hausarbeit wertschätzen
Frauen und Mädchen leisten weiterhin einen unverhältnismäßig großen Teil unbezahlter Haus- und Pflegearbeit. Soweit Daten verfügbar sind, deuten sie darauf hin, dass Frauen mit jüngeren Kindern mehr unbezahlte Arbeit verrichten als Frauen ohne Kinder. Die Unterschiede zwischen den Frauen variieren auch durch andere Faktoren wie das Haushaltseinkommen, die Frage, ob es zu Hause Zugang zu Trinkwasser und Brennstoffen gibt, sowie durch politische Maßnahmen im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung. Die ungleich verteilte Sorgearbeit wirkt sich negativ auf die Bildung, das Einkommen, die Karrieremöglichkeiten und die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen und Mädchen aus.
Aktuelle Zahlen: Unbezahlte Pflege- und Hausarbeit (2025)
- Im Durchschnitt widmen Frauen unbezahlter Haus- und Pflegearbeit täglich 2,5-mal so viel Zeit wie Männer.
- In Nordafrika und Westasien ist die Ungleichheit noch größer: Dort leisten Frauen mehr als 4-mal so viele Stunden wie Männer.
- Besonders stark betroffen sind Frauen, die mit mehrfachen und sich überschneidenden Formen von Diskriminierung konfrontiert sind.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Ziel 5.5: Die Teilhabe von Frauen und ihre Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungsrollen sicherstellen
An politischen und wirtschaftlichen Prozessen und Entscheidungen teilzuhaben, ist ein wesentlicher Bestandteil der Rechte von Frauen und Mädchen. Essentiell für die Stärkung von Frauen ist ihre Förderung und Beteiligung an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Dennoch sind Frauen überall auf der Welt auf der Führungsebenen von Politik und Wirtschaft unterrepräsentiert. Damit mehr Frauen an Verhandlungen und Entscheidungen teilhaben, müssen Stereotype abgebaut und die Care-Arbeit gerechter verteilt werden.
Aktuelle Zahlen: Vertretung von Frauen in nationalen Parlamenten und Führungspositionen (2025)
- Am 1. Januar 2025 hatten Frauen 27,2 % der Sitze in den nationalen Parlamenten inne – ein Plus von 4,9 Prozentpunkten seit 2015.
- Die Zahl der Länder, in denen 50 % oder mehr der Sitze in der unteren oder einzigen Parlamentskammer mit Frauen besetzt sind, hat sich zwischen 2015 und 2025 von 3 auf 6 verdoppelt.
- Quoten haben zu diesen Erfolgen beigetragen.
- 102 Länder hatten noch nie eine Frau als Staats- oder Regierungschefin.
- In lokalen Regierungen stagnierte der Frauenanteil 2023 und 2024 bei 35,5 %, nachdem er seit 2020 um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen war.
- Weltweit besetzen Frauen 30,0 % der Führungspositionen, was einem Anstieg von nur 2,4 Prozentpunkten zwischen 2015 und 2023 entspricht. Bei diesem Tempo wird es fast ein Jahrhundert dauern, bis die Geschlechterparität im Management erreicht ist.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Ziel 5.6: Den allgemeinen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten gewährleisten
Frauen und Mädchen sind im Hinblick auf ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre damit verbundenen Rechte mit vielen Herausforderungen und Risiken konfrontiert. Rechtliche Barrieren sorgen zum Beispiel dafür, dass Frauen und Mädchen für gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen oder Verhütung die ausdrückliche Zustimmung des Ehemannes oder der Eltern benötigen. In anderen Fälle sind die Angebote sexueller und reproduktiver Gesundheit, selbst wenn sie verfügbar sind, teuer und von schlechter Qualität.
Aktuelle Zahlen: reproduktive Gesundheit (2025)
- Trotz weltweiter Bemühungen haben nur 56,3 % der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren, die verheiratet oder in einer Partnerschaft leben, die volle Entscheidungsgewalt über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre Rechte, basierend auf Daten aus 78 Ländern.
Ziel 5.a Frauen die gleichen Rechte auf wirtschaftliche Ressourcen verschaffen
Wirtschaftliche Ressourcen – z.B. Landbesitz, finanzielles Vermögen, Erbschaften und natürliche Ressourcen – helfen bei der Bewältigung von Krisen und dienen als Sicherheit für Kredite. Frauen und Mädchen haben jedoch deutlich schlechteren Zugang zu diesen wirtschaftlichen Ressourcen. Eine größere Gleichberechtigung der Geschlechter bei der Verteilung der wirtschaftlichen Ressourcen hat positive Multiplikatoreffekte für integratives, gerechtes und nachhaltiges Wirtschaftswachstums sowie wichtige Entwicklungszielen, darunter Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit sowie Gesundheit. Der gleichberechtigte Zugang zu und die Kontrolle über wirtschaftliche Ressourcen verschafft Frauen auch eine größere Verhandlungsmacht innerhalb des Haushalts und die Fähigkeit zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit.
Aktuelle Zahlen: Gleiche Landrechte für Frauen (2025)
- In fast 80 % der Länder, für die Daten vorliegen, besitzen weniger als die Hälfte der Frauen Land oder gesicherte Rechte an landwirtschaftlichen Flächen. In fast der Hälfte dieser Länder ist die Wahrscheinlichkeit, dass Männer Land besitzen, mindestens doppelt so hoch wie bei Frauen.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Ziel 5.b Die Nutzung von Grundlagentechnologien, insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologien, verbessern
Die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) haben die Welt verändert. Aber die Vorteile sind nicht gleichmäßig verteilt. Beim Zugang zu und bei der Nutzung von IKT bestehen große geschlechtsspezifische Unterschiede. Frauen besitzen seltener als Männer ein Mobiltelefon und sind in anderen Bereichen benachteiligt, u.a. beim Internetzugang und bei der breiteren Einbindung in die digitale Wirtschaft. Das Ergebnis ist eine wachsende digitale Kluft zwischen Frauen und Männern und eine Vertiefung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, da Frauen in wichtigen Bereichen der Wissensgenerierung, Innovation und des Unternehmertums außen vor bleiben.
Aktuelle Zahlen: Internet- und Mobiltelefonzugang (2025)
- Im Jahr 2024 nutzten 70 % der Männer weltweit das Internet, im Vergleich zu 65 % der Frauen.
- Beim Besitz von Mobiltelefonen hat sich die geschlechtsspezifische Lücke seit 2021 von 9,4 % auf 7 % im Jahr 2024 verringert.
(Quelle: Gender Snapshot 2025)
Ziel 5.c Eine solide Politik und durchsetzbare Rechtsvorschriften zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter beschließen und verstärken
Die Agenda 2030 verpflichtet die Staaten dazu, ihre Investitionen für Gleichstellung deutlich zu erhöhen. Die erforderlichen Ressourcen für Gleichstellungspolitiken und -programme sind von zentraler Bedeutung für die Umsetzung und Erreichung von SDG 5. Zielvorgabe 5.c zielt im Großen und Ganzen auf die Stärkung von Politiken und Rechtsvorschriften ab, die die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau fördern. Dazu gehören Bemühungen der Regierung, Systeme zur Verfolgung der Ressourcenzuweisungen für die Gleichstellung der Geschlechter zu entwickeln und umzusetzen. Die Nachverfolgung der für die Gleichstellung der Geschlechter zugewiesenen Ressourcen erhöht die Transparenz und könnte letztlich zu mehr Rechenschaftspflicht führen. Sie ist ein wichtiger erster Schritt, um die Lücke zwischen Politik und Umsetzung zu schließen.
Um systemische Hindernisse für die Erreichung von Ziel 5 abzubauen, sind politische Führung, Investitionen und umfassende politische Reformen erforderlich. Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein übergreifendes Ziel und muss ein zentraler Schwerpunkt von nationalen Maßnahmen in Politik, Haushalten und Institutionen sein.
Stand: September 2025
