Armut in allen Formen und überall beenden
SDG 6 – Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
Wasser erhält das Leben. Aber nur, wenn es sauber und bezahlbar ist. Wasserknappheit nimmt aufgrund von Klimawandel, umweltschädlicher Produktion, intensivierter Landwirtschaft und Bodendegradation immer stärker zu.
Im Jahr 2020 lebten 2,4 Milliarden Menschen in Ländern mit Wasserknappheit. Die Herausforderungen werden durch Konflikte und den Klimawandel weiter verschärft.
2022 verfügten 2,2 Milliarden Menschen nicht über eine sichere Trinkwasserversorgung. 703 Millionen hatten keine grundlegende Wasserversorgung, 2 Milliarden Menschen verfügten nicht über eine grundlegende Möglichkeit zum Händewaschen mit Seife und Wasser zu Hause, davon 653 Millionen ohne jegliche Möglichkeit zum Händewaschen.
Schwierige Wasserbeschaffung
In 80 % der Haushalte mit Wasserknappheit sind Frauen und Mädchen für die Wasserbeschaffung zuständig. Dies bedeutet oft, dass sie lange Wege zurücklegen und schwere Lasten tragen müssen, in manchen Fällen sind sie dabei Gewalt und anderen Gefahren ausgesetzt. Der tägliche Zeitaufwand kann dazu führen, dass Mädchen der Schulbesuch und Frauen die Erwerbsarbeit unmöglich werden.
2020 verfolgten von 170 Ländern nur 26% aktiv das Gender Mainstreaming im Wassermanagement.
Der Mangel an Wasser und sanitären Einrichtungen hat weitreichende gesundheitliche Folgen. Erkranken Familienangehörige aufgrund von unreinem Wasser, übernehmen Frauen mehr die Last der Pflege und sehen sich zusätzlichen Gesundheitsbedrohungen ausgesetzt. Während der Geburt können sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen sowohl für Mütter als auch für Säuglinge den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Ein schlechter Zugang zu sanitären Anlagen erhöht das Risiko sexualisierter Gewalt: Eine Studie in Indien zeigte, dass Frauen ohne eigene Toilette doppelt so häufig sexualisierter Gewalt durch fremde Menschen ausgesetzt wurden als Frauen mit eigener Toilette im Haushalt. Frauen müssen häufig lange Strecken zurücklegen, um sich auf öffentlichen Toiletten zu erleichtern oder warten bis zum Einbruch der Dämmerung. Beides birgt das Risiko, (sexualisierter) Gewalt ausgesetzt zu sein.
Auch in Ländern des globalen Nordens fehlt es häufig an ausreichend öffentlichen Toiletten, auf die insbesondere Frauen angewiesen sind.
70% der Schulen im Globalen Süden sehen sich bei der Bereitstellung grundlegender Hygieneeinrichtungen für Schüler*innen großen Herausforderungen gegenüber. In manchen Ländern, müssen sich 150 Mädchen eine Toilette teilen. Mangelnde sanitäre Einrichtungen sind ein weiterer Grund, dass Mädchen keine Schule besuchen oder den Schulbesuch abbrechen (SDG 4).
Wie UN Women hilft
UN Women setzt sich dafür ein, dass alle Menschen Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen haben und unterstützt Regierungen bei der Erarbeitung von Strategien und Programmen, die die Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Dazu gehören Maßnahmen, die den einfachen Zugang zu sauberem Trinkwasser erleichtern, so dass Frauen mehr Zeit haben, ein Einkommen zu verdienen, Mädchen eher zur Schule gehen und sich die Gesundheit und Hygiene in der Familie verbessert.
Das UN Women Projekt „Lebensgrundlagen durch Partizipation schaffen und gleichberechtigten Zugang zu Wasser“ führte beispielsweise dazu, dass die 16-jährige Dilera Mavlonova dazu angeregt wurde, sich für ihre Interessen in der lokalen Wasserversorgung einzusetzen. Sie und ihre Kolleg*innen machen nun auf die starke Belastung von Frauen aufmerksam, in der Beschaffung von Wasser für ihre Häuser, im Dorf Chek-Abad nahe der kirgisisch-usbekischen Grenze, wo eine Wasserkrise herrscht. Sie fordern die Verbesserung des Zugangs von Frauen und Mädchen zu Wasserressourcen und die Führungsrolle von Frauen im Wassermanagement. Infolgedessen haben sich bereits 124 Frauen den Gemeinderäten für Wassermanagement angeschlossen, auch in ihren Exekutivorganen und Ausschüssen, um die Konflikte um Wasser zu lösen. Zuvor waren nur 13 Frauen in diesen Räten und selten in Entscheidungspositionen.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf SDG 6
Hygienemaßnahmen tragen erheblich dazu bei, die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen. Dennoch haben 3 Milliarden Menschen oder 40 Prozent der Weltbevölkerung keine Möglichkeit, sich zu Hause die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Die Hygieneanforderungen von COVID-19 erhöhen den zeitlichen Aufwand von Frauen und Mädchen für die Wasserversorgung, was wiederum die Fähigkeit einschränken kann, für Einkommen zu arbeiten und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen.
Frauen und Mädchen, deren sexuelle und reproduktive Gesundheit und Menstruationshygiene ohne Zugang zu sauberem Wasser und privaten Toiletten schon vor der Krise gefährdet war, sind jetzt besonderen Gesundheits- und Sicherheitsrisiken ausgesetzt.
Stand: September 2023