Armut in allen Formen und überall beenden

SDG 3 – Gesundheit und Wohlbefinden
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Frauen und Männer haben unterschiedliche Bedürfnisse im Gesundheitswesen, aber das gleiche Recht auf ein gesundes Leben. Für viele Frauen und Mädchen beeinträchtigt jedoch die geschlechtsspezifische Diskriminierung systematisch ihren Zugang zur Gesundheitsversorgung. Mangelnde Kontrolle über Ressourcen, geschlechtsspezifische Gewalt, die Belastung durch unbezahlte Pflege- und Hausarbeit, längere Arbeitszeiten und ungesunde Arbeitsbedingungen erschweren es Frauen, ein gesundes Leben zu führen. Geschlechtsspezifische Normen und Vorurteile bestimmen, wie die Gesundheitsbedürfnisse von Frauen von ihnen selbst und von anderen wahrgenommen werden. In Familien und Haushalten können ungleiche Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern dazu führen, dass Frauen die Zustimmung ihrer Familienmitglieder für medizinische Dienstleistungen einholen müssen oder nicht über die notwendigen Ressourcen verfügen.
Schwangerschaft und Entbindung stellen besondere Risiken dar. Die Corona-Pandemie hat die Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt stark belastet und führte 2020 zu 1,4 Mio. ungewollten Schwangerschaften.

Viele Länder haben sich zu einem universellen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsfürsorge verpflichtet. Dennoch gibt es bisher keine großen Fortschritte. Trotz des ehrgeizigen Ziels, bis 2030 alle vermeidbaren Fälle von Müttersterblichkeit zu verhindern, wird die Welt beider bisherigen Geschwindigkeit des Fortschritts das Ziel voraussichtlich verfehlen. Erschwerend kommt hinzu, dass weltweit mehr als 250 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter, die eine Schwangerschaft verhindern wollen keinen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden haben.
Die Müttersterblichkeitsrate sank zwischen 1990 und 2015 zwar global um 44 %, doch um das Ziel 3.1 zu erreichen (bis 2030 die weltweite Müttersterblichkeit auf unter 70 je 100.000 Lebendgeburten senken) müsste diese Rate mehr als doppelt so schnell zurückgehen. Jeden Tag sterben weltweit 830 Frauen an vermeidbaren Ursachen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt, insbesondere im globalen Süden. Die Corona-Pandemie hatte 2020 schätzungsweise 113.400 zusätzliche Fällen von Müttersterblichkeit zur Folge.
Indigene und Schwarze Frauen haben häufig schlechteren Zugang zu medizinischen Dienstleistungen. In Guatemala beispielsweise ist die Müttersterblichkeitsrate bei indigenen Frauen dreimal so hoch wie bei nicht-indigenen Frauen.

Eine angemessene vorgeburtliche und nachgeburtliche Betreuung sowie von qualifiziertem medizinischem Fachpersonal begleitete Entbindungen können das Risiko, während einer Geburt zu sterben, drastisch senken. Den Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung und zu sexueller und reproduktiver Gesundheit auszuweiten ist daher für die Senkung der Müttersterblichkeitsraten von entscheidender Bedeutung.
Um das Recht auf Gesundheit erfüllen zu können, sind Gesundheitssysteme erforderlich, die den Bedürfnissen von Frauen und Mädchen gerecht werden. Sie müssen Frauen eine höhere Qualität der medizinischen Versorgung bieten sowie umfassende und leicht zugängliche Dienste bereitstellen. Zudem muss sich jede Gesellschaft der Beendigung von Praktiken verschreiben, welche die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen gefährden – und mit ihnen alle Formen der Gewalt gegen Frauen beseitigen.
Wie UN Women hilft
UN Women leistet durch die Zusammenarbeit mit Regierungen, die Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen sowie die Unterstützung nichtstaatlicher Partnerinstitutionen einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit von Frauen und Mädchen. UN Women bekämpft alle Praktiken, die die Gesundheit von Frauen und Mädchen gefährden, wie Kinderheirat oder Genitalverstümmelung, und setzt sich für die Abschaffung diskriminierender Gesetze und Praktiken ein, die den Zugang von Frauen zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten behindern. Die Programme von UN Women zielen darauf ab, die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen in medizinischen und humanitären Krisen zu decken.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf SDG 3
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheit von Frauen und Mädchen sind vielfältig. Frauen sind anfälliger für Infektionen, da sie häufiger mit Menschenkontakt im Gesundheitswesen arbeiten oder infizierte Familienangehörige pflegen. Masken und andere Schutzausrüstungen, die für Männer konzipiert und bemessen sind, bergen für Frauen ein höheres Expositionsrisiko. Auch hier verschärfen Mehrfachdiskriminierungen die Auswirkungen der Pandemie: Arme Migrantinnen und Frauen aus marginalisierten ethnischen Gruppen sind in der Pflege häufig überrepräsentiert. Die wirtschaftliche Notwendigkeit zwingt viele dazu, trotz des erhöhten Infektionsrisikos für sie und ihre Familien, ihr Beschäftigungsverhältnis fortzusetzen.
Durch zusätzliche Care-Arbeit während der Pandemie steigt die Belastung der Frauen, mit Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit.
Da Gesundheitssysteme mit der Bekämpfung des Virus häufig ausgelastet bzw. überlastet sind, fallen sexuelle und reproduktive Dienstleistungen für Frauen und Mädchen weg. Dazu gehören die Gesundheitsfürsorge vor und nach der Geburt, Dienstleistungen für sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie die lebensrettende Versorgung und Unterstützung von Überlebenden geschlechts-spezifischer Gewalt. Die unzureichende Gesundheitsversorgung führte 2020 zu 1,4 Mio. ungewollten Schwangerschaften und schätzungsweise 113,400 zusätzlichen Fällen von Müttersterblichkeit.
Verdienstausfälle und ein geringeres Haushaltseinkommen, Versorgungsengpässe und keine Möglichkeit, Gesundheitsdienstleister*innen aufzusuchen, erschweren Frauen zusätzlich den Zugang zu Menstruationsprodukten und Verhütungsmitteln. UN-Schätzungen zufolge könnte die Corona-Krise zu 7 Mio. ungewollten Schwangerschaften führen. Die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen wird durch Lockdowns und Ansteckungsgefahr weiter erschwert.
Der durch Corona ins Stocken geratene Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung kann schätzungsweise 2 Mio. zusätzliche Fälle bedeuten.
Stand: September 2023
