Armut in allen Formen und überall beenden

SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Wirtschaftswachstum trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei, wenn es allen Menschen zugutekommt, Ungleichheiten aktiv verringert und Umweltschäden vermeidet.

Menschenwürdige, sichere Arbeitsplätze sind dafür ein Schlüsselfaktor. Für viele Menschen ist ein Arbeitsplatz der erste Schritt zu materiellem Wohlstand. In einer integrativen Volkswirtschaft bedeutet menschenwürdige Arbeit ein existenzsicherndes Einkommen, einen sicheren Arbeitsplatz und den Schutz vor Diskriminierung. Die Gleichstellung der Geschlechter in der Beschäftigung und der Zugang von Frauen zu menschenwürdiger Arbeit sind wesentliche Maßnahmen für integratives Wachstum.
Das geschlechtsspezifische Lohngefälle in der Erwerbsbevölkerung wird sich erst 2086 schließen, wenn die derzeitigen Trends anhalten.
Nur 61,4 % der Frauen im erwerbsfähigen Alter sind erwerbstätig, verglichen mit 90,6 % der Männer im erwerbsfähigen Alter. Im Jahr 2019 verdienten Frauen für jeden Dollar, den Männer weltweit als Arbeitseinkommen erzielten, nur 51 Cent.
Die Wahrscheinlichkeit, dass junge Frauen (32,1 Prozent) im Jahr 2022 nicht in Ausbildung, Beschäftigung oder Training waren, war mehr als doppelt so hoch wie bei jungen Männern (15,4 Prozent). (S. 29)

Weltweit liegt die geschlechterspezifische Lohnlücke (Gender Pay Gap) derzeit bei 23 % liegt; Frauen verdienen also im Schnitt nur 77 % vom Gehalt der Männer. Für Women of Colour, Migrantinnen und Mütter ist das Lohngefälle noch größer. Zudem werden bei diesen Berechnungen nur die formellen Arbeitsplätze einbezogen und nicht die informellen Beschäftigungsarten, in besonders viele Frauen arbeiten. Im Globalen Süden sind 75 % der Beschäftigungsverhältnisse von Frauen informell und unsicher. 83 % aller Hausangestellten weltweit sind weiblich– die meisten von ihnen haben keinen rechtlichen Anspruch auf Mindestlohn und keine Arbeitsrechte. Frauen nehmen also nicht nur seltener am Arbeitsmarkt teil, sondern sind auch eher in unsicheren, ungeschützten oder schlecht bezahlten Beschäftigungsverhältnissen zu finden. Geschlechtsspezifische berufliche nehmen Segregation bedeutet, dass einige Berufe nach wie vor von Männern oder Frauen dominiert werden, wobei letztere tendenziell einen niedrigeren Status und eine geringere Bezahlung haben.
Auch selbstständig tätige Frauen sind mit geschlechterbasierter Diskriminierung konfrontiert: Landwirtinnen sind beispielsweise oftmals nicht in der Lage eine ähnlich ertragreiche Ernte zu erwirtschaften wie Landwirte, da sie nicht über denselben Zugang zu Saatgut, Krediten, Technik und landwirtschaftlichen Beratungsdienstleistungen verfügen. Zudem sind nur 13 % der Grundbesitzer*innen weltweit Frauen. Der Zugang zu Grundbesitz wird auch durch diskriminierende Gesetze und Praktiken in Erbangelegenheiten erschwert.
Wenn Volkswirtschaften Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung fördern, ergeben sich daraus Vorteile für alle. Eine regelmäßige und unabhängige Einkommensquelle verschafft Frauen nicht nur mehr Mitspracherecht und Mitgestaltungsmöglichkeiten im Haushalt, sondern erhöht nachweislich auch die Investitionen in das Wohlergehen anderer Haushaltsmitglieder, insbesondere der Kinder. Frauen muss ein gerechter Zugang zu menschenwürdiger Arbeit, produktiven Ressourcen und Finanzdienstleistungen sowie eine gleichberechtigte Stimme bei wirtschaftlichen Entscheidungen gewährleistet werden.
Wie UN Women hilft
UN Women setzt sich für wirtschaftliche Rechte und Wachstum für alle ein. Dies beinhaltet das Engagement für eine Gesetzgebung für gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, einen besseren Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten, den Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und andere entscheidende Rechte. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass Frauen menschenwürdiger Arbeit nachgehen, ein eigenes Einkommen haben, und Institutionen und öffentliche Politik beeinflussen können.
Ein Beispiel dafür ist Aleeza Hafeez, die eine Berufsausbildung von UN Women Pakistan und dem Baidarie’s Projekt Empowerment of Women Garment Workers in Sialkot erhielt. Heute leitet sie zwei Abteilungen einer Bekleidungsfabrik in Sialkot und kann einen Beitrag zu den Haushaltskosten ihrer Familie leisten. Auch die Familiendynamik hat sich dadurch positiv verändert. Nun bezieht Hafeez‘ Vater sie in Familienentscheidungen mit ein, die zuvor männlichen Mitgliedern vorbehalten waren. UN Women wertschätzt unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Pflege und will diese neu strukturieren, damit Frauen und Männern die Möglichkeit haben, unbezahlte mit bezahlter Arbeit zu kombinieren. UN Women bezieht zudem den privaten Sektor mit ein, um Chancengleichheit von Frauen an der Arbeit, am Markt, in der Wirtschaft und in Führungspositionen durch die Women’s Empowerment Principles zu schaffen.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf SDG 8
Vor der Pandemie war der Anteil der informellen Beschäftigung langsam zurückgegangen, von 58,6 Prozent im Jahr 2015 auf 57,8 Prozent im Jahr 2019. Die COVID-19-Schließungen und Eindämmungsmaßnahmen führten jedoch zu einem unverhältnismäßig hohen Verlust von Arbeitsplätzen für informell Beschäftigte, insbesondere Frauen. Die anschließende Erholung wurde von der informellen Beschäftigung getragen, die einen leichten Anstieg verzeichnete und 2022 58,0 Prozent erreichte. Dies entspricht etwa 2 Milliarden Arbeitnehmer*innen in prekären Beschäftigungsverhältnissen ohne sozialen Schutz.
Stand: September 2023
