Armut in allen Formen und überall beenden

SDG 1 – Keine Armut
Armut in allen Formen und überall beenden
Die Staats- und Regierungschef*innen der Welt haben sich verpflichtet, die Armut bis 2030 zu beenden. Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn die geschlechtsspezifische Diskriminierung, die Frauen in der Armut fesselt, beendet wird. Weltweit lebt jedes fünfte Mädchen in Haushalten, die von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag leben – und damit ohne ausreichende Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung oder Bildung.
Frauen sind besonders stark von Armut betroffen
2021 leben schätzungsweise 435 Mio. Frauen von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag (2019 waren es noch 398,5 Mio.). Die geschlechtsspezifische Armutskluft ist in den letzten beiden Jahren weiter gestiegen.
Kinder erhöhen das Armutsrisiko von Frauen zusätzlich. Im Alter zwischen 25 und 34 Jahren ist das Armutsgefälle zwischen Frauen und Männern besonders akut: in diesem Alter haben Frauen eine 25% höhere Wahrscheinlichkeit von extremer Armut betroffen zu sein als Männer. Frauen leisten insbesondere in dieser Lebensphase überproportional viel unbezahlte Care-Arbeit, die sich häufig nur schwer mit einer angemessen bezahlten Erwerbstätigkeit verbinden lässt. Weltweit kommen auf 100 Männer dieser Altersgruppe, die in Armut leben, 122 Frauen.
Das höhere Armutsrisiko basiert unter anderem auf einem ungleichen Zugang zum Arbeitsmarkt. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer – häufig auch bei gleicher Arbeit – und haben geringere Aufstiegschancen. Diskriminierende Normen und Stereotype können sie in bestimmten „Frauenberufen“ halten, die vor allem im Niedriglohnsektor und auf dem informellen Arbeitsmarkt zu finden sind. Frauen haben häufig kaum oder keinen Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen wie Land, Krediten und Erbe, die einen Weg aus der Armut ebnen könnten. Frauen, die finanziell von Männern abhängig sind, sind anfälliger für Armut und häusliche Gewalt.
In einer Krise oder wirtschaftlichen Rezession verfügen Frauen häufig über weniger Sicherheiten, um finanzielle Einschnitte auszugleichen. Dies birgt das Risiko unter die Armutsgrenze zu fallen. Mädchen, die in Armut aufwachsen, werden in vielen Teilen der Welt mehr als doppelt so häufig früh- oder zwangsverheiratet als Mädchen aus wohlhabenden Elternhäusern. Dementsprechend sind sie lebensbedrohlichen Risiken früher Schwangerschaften eher ausgesetzt und haben oftmals jegliche Hoffnungen auf eine Ausbildung und ein besseres Einkommen verloren.
Wie UN Women hilft
UN Women stärkt arme Frauen wirtschaftlich, gibt ihnen eine Stimme, erleichtert ihnen den Zugang zu einer sozialen Grundversorgung und schafft ein Bewusstsein für die Relevanz von Frauenrechten. Spezielle Programme in vielen Teilen der Welt zielen auf Einkommenssicherheit, menschenwürdige Arbeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen ab und bieten Ausbildungsmöglichkeiten und den Zugang zu finanziellen Ressourcen wie Kredite. UN Women arbeitet daran, Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, die Kontrolle über Land und anderes Eigentum, Erbschaften, natürliche Ressourcen, neue Technologien und Finanzdienstleistungen zu gewährleisten.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf SDG 1
COVID-19 birgt das Risiko, jahrzehntelange Fortschritte im Kampf gegen die Armut rückgängig zu machen. Nach konservativen Schätzungen erhöhen die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Zahl der Menschen in extremer Armut um 71 Millionen – das wäre der erste Anstieg von Armut seit 1998. Frauen machen den Großteil der in extremer Armut gefangenen Menschen aus und sind in Krisen stärker von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen, da sie häufiger im informellen Sektor arbeiten und über ein niedrigeres Einkommen, unsichere Arbeitsplätze sowie geringes Finanzkapital verfügen.
Stand: Oktober 2021