Auf der ganzen Welt erleben und fürchten Frauen und Mädchen psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum. Die Formen reichen von sexualisierten Sprüchen und anzüglichen Gesten über Online-Hass bis hin zu Vergewaltigung und Femizid. Geschlechtsspezifische Gewalt findet auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen und am Arbeitsplatz, in Institutionen und Behörden sowie in der digitalen Welt statt.

Orange the World 2023
Gewalt gegen Frauen geht uns alle an! #16Days vom 25.11. bis 10.12
Geschlechtsspezifische Gewalt ist allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert. In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.
Die UN-Kampagne „Orange The World“ macht seit 1991 auf Gewalt aufmerksam: vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Sie ist seit 2008 Teil der „UNiTE to End Violence against Women“ Kampagne des UN-Generalsekretärs, die von UN Women durchgeführt wird.
In diesem Jahr stellt UN Women Deutschland die Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Leben – inklusive der digitalen Welt – in den Fokus der Orange The World Kampagne.
Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Leben
Gewalt gegen Frauen wird in den meisten Fällen von Männern ausgeübt. Die meisten Täter stehen den Frauen nahe: Partnerschaftliche Gewalt ist die häufigste Gewaltform. Typische „Angst-Orte“ von Frauen wie Parks oder dunkle Straßen sind statistisch im Vergleich zur eigenen Wohnung seltener der Tatort. Dennoch gehört Gewalt in der Öffentlichkeit für viele Frauen und Mädchen zum Alltag.
Laut einer aktuellen Dunkelfeldstudie in Sachsen haben neun von zehn befragten Frauen bereits mehrfach Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke, als unangemessen empfundene Sprüche und Ähnliches erlebt. 30 Prozent der Studienteilnehmerinnen erlebten sexualisierte Gewalt in Form von Zwang zu sexuellen Handlungen und fast die Hälfte den Versuch, sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Die Täter waren fast ausschließlich Männer.
Laut einer Umfrage von UN Women UK aus 2021 haben 97% der Frauen zwischen 18 und 24 bereits sexualisierte Gewalt in Form von Belästigungen im öffentlichen Raum erlebt. Neun von zehn Frauen weltweit geben an, sich an öffentlichen Orten unsicher zu fühlen.
Online-Gewalt ist die Fortführung der Gewalt aus der Offline-Welt. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien haben geschlechtsspezifische Gewalt nicht nur verstärkt, sondern auch diversifiziert. Die verschiedenen Formen digitaler Gewalt umfassen zum Beispiel Hass-Kommentare und Gewaltandrohungen, sexuell explizite Nachrichten und Bilder (z.B. sogenannte „dick pics“) oder Cyber-Stalking. Die Formen dieser Gewalt entwickeln sich ständig weiter und werden bisher gar nicht oder kaum kriminalstatistisch erfasst.
Mehr zu den Formen digitaler Gewalt
70 % der Mädchen in Deutschland haben digitale Gewalt und Belästigung in den sozialen Medien erlebt, jedes zweite Mädchen hat sexualisierte Gewalt im Netz erfahren (Plan International). Studien zeigen, dass insbesondere marginalisierte Gruppen, wie Frauen, People of Colour sowie LGBTQI+ Communities, besonders stark von Hass im Netz betroffen sind.
Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen – zum Beispiel als Politikerinnen, Journalistinnen oder Aktivistinnen – sind einem besonders hohen Risiko von Gewalt und Hass ausgesetzt. Insbesondere, wenn sie Machtverhältnisse oder den Status quo kritisieren.
Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 unter weiblichen Abgeordneten im Bundestag wurden 87 % der Befragten Opfer von Hassrede – einige gaben an, nahezu täglich mit digitaler Gewalt umgehen zu müssen. Oft sei das Aussehen Thema, auch mit Vergewaltigungen werde gedroht. Jede zehnte der befragten Parlamentarierinnen habe mit dem Gedanken gespielt, sich aus der Politik zurückzuziehen.
Eine Umfrage unter Journalistinnen aus 125 Ländern ergab, dass 73 % der Befragten im Rahmen ihrer Arbeit Online-Gewalt erlebt hatten. 25 % der befragten Frauen hatten Drohungen mit körperlicher Gewalt, einschließlich Todesdrohungen, und 18 % sexualisierte Gewalt erlebt. 30 % der befragten Journalistinnen gaben an, sich daraufhin aus Debatten in sozialen Medien zurückgezogen zu haben.
In der Europäischen Union zögern 51 % der jungen Frauen, sich an Online-Debatten zu beteiligen, nachdem sie Zeuge von Online-Missbrauch geworden sind oder diesen direkt erlebt haben
Wenn (digitale) Gewalt dazu führt, dass Politikerinnen, Aktivistinnen oder Journalistinnen aus dem öffentlichen Raum vertrieben und vom gesellschaftlichen Diskurs ausgeschlossen werden, wirkt sich das negativ auf die Demokratie und die Meinungsfreiheit aus.
Wenn Frauen bestimmte Orte, Situationen oder Online-Plattformen meiden, um Belästigungen, Bedrohungen oder Gewalt zu entgehen, schränkt dies die Bewegungsfreiheit ein. Die (Angst vor) Gewalt wirkt sich negativ auf die Teilhabe am öffentlichen Leben (inkl. Bildung, Freizeitaktivitäten und gesellschaftlichem Engagement) und den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen aus. Auch wirtschaftliche Schäden können damit einhergehen, zum Beispiel durch Verdienstausfälle oder Taxikosten.
Digitale und „analoge“ Gewalt kann dazu führen, dass Frauen und Mädchen sich aus dem digitalen bzw. öffentlichen Leben zurückziehen, weniger sichtbar und weniger beteiligt sind an gesellschaftlichen Debatten und Entscheidungen.
Trans und nicht-binäre Personen sowie Frauen of Colour sind im besonderen Maße von Gewalt betroffen. Die meisten Studien, die derzeit zu geschlechtsspezifischer Gewalt zu Verfügung stehen, berücksichtigen diese Geschlechtsidentitäten allerdings nicht. Ebenso fehlt es an Daten zu den Gewalterfahrungen von Menschen, die von Mehrfachdiskriminierungen betroffen sind (Intersektionalität), zum Beispiel aufgrund von Rassifizierung, Armut oder sexueller Orientierung.
Sexuelle Belästigung und andere Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum werden häufig als „Normalität“ wahrgenommen und kaum verfolgt. Es gibt nur wenige Gesetze oder Maßnahmen, um sie zu verhindern und dagegen vorzugehen.
Das sogenannte „Upskirting“, also das unerlaubte Fotografieren des Intimbereichs, ist dank dem öffentlichen Druck einer Initiative der Aktivistinnen Ida Marie Sassenberg und Hanna Seidel seit 2020 ein Straftatbestand.
Es wird geschätzt, dass in Deutschland weniger als ein Prozent aller Vergewaltiger (nicht nur der angezeigten) für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen werden. Insbesondere digitale Gewalt bleibt für viele Täter*innen straflos.
Gemeinsam können wir etwas verändern!
Um geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, müssen alle Menschen die Formen der Gewalt und deren Grundlagen kennen und sich entschieden dagegen einsetzen.
Aktionsmöglichkeiten
Machen Sie sich in Ihrem Alltag gegen Gewalt gegen Frauen stark. Unterstützen Sie die Aktionen von den Frauenverbänden vor Ort oder nutzen Sie unser Social Media Paket, welches bald auf dieser Seite zur Verfügung stehen wird.
Weitere Tipps, wie jede*r sich im Alltag gegen Gewalt einsetzen kann, gibt es hier.
Spenden Sie, um unsere Arbeit gegen Gewalt an Frauen zu unterstützen. Als Dankeschön erhalten Sie unseren Pin, mit dem Sie auf die Thematik aufmerksam machen können (der Versand der Pins ist nur innerhalb Deutschlands möglich).
Das Spendenformular finden Sie hier.
Wenn Sie als Unternehmen oder Organisation mit dem Stopp-Pin ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen setzen möchten, kommen Sie gerne auf uns zu: b.jahn[at]unwomen.de
Informieren Sie sich über die Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und aktuelle Zahlen.
Begleiten Sie die 16 days of activism vom 25.11. bis 10.12. kommunikativ, zum Beispiel durch unsere Flyer, Kampagnenplakate und Informationsmaterial. Alle Materialien finden Sie unten auf der Seite im Downloadbereich.
Teilen Sie unsere Social Media Posts auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn.
In Kürze finden Sie hier unser Social Media Paket, das Sie während der 16 Aktionstage auf ihren Kanälen verbreiten können.
Hissen Sie orange Fahnen entlang einer Straße, an Ihrem Gebäude oder auf einer Brücke – unten finden Sie zwei Bilder aus Bonn letztes Jahr. Gern stellen wir Ihnen die Druckdatei für die Fahne kostenfrei zur Verfügung. Für eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro setzt unsere Grafikerin Ihr Logo zusätzlich auf die Druckdatei der Fahne. Senden Sie uns dafür bitte Ihr Logo als eps oder sehr hoch aufgelöstes jpg/png zu.
Die kostenfreie Fahne mit nur unserem Logo hat eine Größe von 150x400cm. Die mit Ihrem Logo zusätzlich ist 150x500cm groß. Bitte klären Sie vor Ihrer Anfrage mit Ihrer Druckerei, ob bei der Druckdatei etwas Besonderes beachtet werden muss.
Für mehr Informationen schreiben Sie uns gern an info[at]unwomen.de.
Beleuchten Sie Gebäude und Wahrzeichen am 25.11. in Orange – Selbstverständlich bitten wir Sie, nur die Beleuchtung orange einzufärben, die ohnehin in Benutzung ist.
Setzen Sie durch orange Bänke ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Sitzbänke eignen sich sehr gut, das Thema stärker ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken und zu Gesprächen darüber einzuladen. Bringen Sie an den Bänken Schilder, Plaketten oder Klebezettel an, die über lokale Hilfsangebote für Gewaltbetroffene informieren. Vielleicht haben Sie eine alte Bank, die „aufgehübscht“ werden könnte, oder Sie kennen eine Person, die eine solche Bank gerne loswerden möchte. Auch das orange Anmalen der Bank kann ein Projekt für Schulklassen o.ä. werden, um Gewalt gegen Frauen zu thematisieren. Wenn Sie Ihre Bank auf Social Media posten, nutzen Sie doch gern den Hashtag #orangebankgegengewalt.
Nutzen Sie gern orange Kerzen oder Lichter, um von Ihrem Fenster aus auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Falls Sie keine orangen Kerzen zu Hause haben hier eine DIY Anleitung:
Gestalten Sie mithilfe eines alten Marmeladenglases, Kleister, orangem Krepppapier oder Servietten und einem Teelicht ein Windlicht, welches Sie in Ihrem Fenster platzieren können. Hierbei sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt: So können Sie z. B. Hilfenummern mit auf die Gläser basteln.
Tipp: Kleister kann ganz einfach selbst hergestellt werden: 150g Mehl und 500ml Wasser in einem Topf kurz aufkochen und mit einem Schneebesen so lange rühren, bis eine dickflüssige Masse entstanden ist.
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*Bitte achten Sie darauf, bei der Nutzung der Informationen, Abbildungen und Logos auf UN Women Deutschland als Quelle hinzuweisen.
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Weitere Informationen
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein deutschlandweites Beratungsangebot für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, aber auch Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte. Unter der Telefonnummer 116 016 oder Online unter www.hilfetelefon.de werden Betroffene kostenlos unterstützt, 365 Tage im Jahr, in 17 Sprachen, rund um die Uhr.
Stand: Mai 2023