Die UN-Kampagne „Orange the World“ generiert jedes Jahr 16 Tage lang Aufmerksamkeit und fordert ein Ende geschlechtsspezifischer Gewalt. 2023 lautet das Motto: Stopp Gewalt gegen Frauen!

Aktiv werden: Für ein Ende der Gewalt gegen Frauen
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine Menschenrechtsverletzung, die in allen Regionen der Welt und in allen Bereichen der Gesellschaft vorkommt. Tradierte Rollenbilder, Geschlechterstereotype und Vergewaltigungsmythen bereiten den Nährboden für geschlechtsspezifische Gewalt in all ihren Ausprägungen: von Alltagssexismus bis hin zu Femiziden. So wird allein in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt.
Hier finden Sie einige Anregungen, wie Sie in Ihrem Alltag und in Ihrem Umfeld einen Beitrag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen leisten können.
Zehn Möglichkeiten, wie Sie sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzen können
Wenn eine Frau von Gewalterfahrungen erzählt, macht sie den ersten Schritt, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Wir müssen ihr die Sicherheit geben, die sie braucht, um ihre Stimme zu erheben und gehört zu werden.
Kampagnen wie #MeToo, #TimesUp, #NiUnaMenos, #BalanceTonPorc und andere, haben vielen Überlebenden eine Stimme gegeben. Wir alle müssen Betroffenen und Aktivist*innen zuhören und deren Erfahrungen weitergeben.
Wenn sexualisierte Gewalt thematisiert wird, spielt der Alkohol- und Drogenkonsum, die Kleidung oder die Sexualität der betroffenen Person keine Rolle. Der Täter ist der einzige Grund für einen Übergriff und muss die Verantwortung allein tragen. Den Betroffenen (sexualisierter) Gewalt darf kein Selbstverschulden vorgeworfen werden. Prangern Sie dieses „victim blaming“ an und widersprechen Sie der Auffassung, dass es an den Frauen sei, vermeintlich gefährliche Situationen zu meiden.
Fragen Sie nicht: „Warum verlässt sie ihren gewalttätigen Partner nicht?“
Sondern sagen Sie: „Wir hören dich. Wir glauben dir. Wir stehen an deiner Seite.“
Es gibt viele Formen der Gewalt und alle können schwerwiegende körperliche und emotionale Folgen haben. Wenn Sie sich um eine*n Freund*in Sorgen machst, der*die möglicherweise Gewalt erlebt oder sich in der Nähe von jemandem unsicher fühlt, sollten Sie dem nachgehen und in Erfahrung bringen, wie Sie ihm*ihr helfen können.
Wenn Sie Gewalt erleben, steht Ihnen Hilfe zur Verfügung. Sie sind nicht allein. Beispielsweise bietet das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen rund um die Uhr kostenlose Beratung, für Betroffene und Angehörige. Telefonisch und per Chat, in 17 Sprachen.
Von unserem Verhalten hängt ab, wie die nächste Generation über Geschlechter, Respekt und Menschenrechte denkt. Und dementsprechend wie sie handelt. Sprechen Sie frühzeitig über Geschlechterrollen und hinterfragen Sie die traditionellen Eigenschaften, die Männern und Frauen zugeschrieben werden. Weisen Sie auf die Stereotype hin, denen Kinder ständig begegnen, sei es in den Medien, auf der Straße oder in der Schule. Machen Sie Kindern und Jugendlichen klar, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und dass alle so in Ordnung sind, wie sie sind.
Sprechen Sie über Einvernehmlichkeit, körperliche Selbstbestimmung und Verantwortung. Indem wir junge Menschen über Gleichstellung und Menschenrechte informieren, tragen wir zu einer besseren Zukunft bei.
Es müssen ausreichend Unterkünfte, telefonische und persönliche Beratung und jegliche Unterstützung für Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt verfügbar sein. Dafür müssen Regierungen Finanzierungslücken schließen, um gegen Gewalt an Frauen und Mädchen vorzugehen. Sie müssen sicherstellen, dass wesentliche Schutz- und Hilfsangebote während der Krise aufrechterhalten, Präventionsmaßnahmen durchgeführt und Daten gesammelt werden, die notwendig sind, um lebensrettende Angebote für Frauen und Mädchen anzupassen und zu verbessern.
Die Istanbul-Konvention zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt von 2011 setzt sich umfassend für Opferschutz, Prävention und Strafverfolgung ein sowie für die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter in den Verfassungen und Rechtssystemen der Unterzeichnerstaaten. Die deutsche Bundesregierung hat die Istanbul-Konvention 2017 ratifiziert. Laut dem zivilgesellschaftlichen Bündnis Istanbul-Konvention fehlen Deutschland weiterhin ein politisches Konzept, handlungsfähige Institutionen und die notwendigen Ressourcen, um alle Frauen und Mädchen vor Gewalt zu schützen.
Um selbst politischen Druck auszuüben können Sie z.B. über abgeorndetenwatch.de Anfragen an Abgeordnete in den Parlamenten stellen.
Eine freiwillige, enthusiastische Zustimmung zu sexuellen Handlungen ist zwingend notwendig und zwar jedes Mal. Anstatt auf ein „Nein“ zu warten, vergewissern Sie sich, dass alle Beteiligten aktiv und deutlich „Ja“ sagen.
Phrasen wie „Sie hat das provoziert“ oder „Jungs sind eben so“ verwischen die Grenzen sexueller Einwilligung, schieben den Opfern die Schuld zu und entlasten die Täter.
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine Menschenrechtsverletzung, die seit Jahrhunderten andauert. Sie ist allgegenwärtig, aber sie ist nicht unvermeidlich.
Sprechen und diskutieren Sie mit Familienmitgliedern, Freund*innen und Kolleg*innen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen, patriarchale Strukturen aufzudecken und Möglichkeiten der Gewaltprävention zu entwickeln.
Zeigen Sie Solidarität mit Überlebenden und machen Sie deutlich, wo Sie im Kampf für Frauenrechte stehen. Wenn Sie das auch über Social Media tun möchten, haben wir hier eine Reihe von Postings und Ideen zusammengestellt, wie Sie auf die nicht endende Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen können. Nutzen Sie die Hashtags #OrangeTheWorld, #16Days und #GenerationEquality, um mit anderen ins Gespräch zu kommen und Ihre Stimme gegen geschlechterspezifische Gewalt zu erheben.
Die sog. „Rape Culture“ ist das soziale Umfeld, das es ermöglicht, sexualisierte Gewalt zu normalisieren und zu rechtfertigen, verstärkt durch die anhaltenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten und traditionellen Rollenmuster.
Jeden Tag haben wir die Möglichkeit, unsere Verhaltens- und Denkweisen auf Vorurteile zu überprüfen, die zur „Rape Culture“ beitragen. Denken Sie darüber nach, wie Sie Männlichkeit und Weiblichkeit definieren und wie Ihre eigenen Vorurteile und Stereotype Sie beeinflussen.
Unsere Alltagssprache hat großen Einfluss auf unser Verhalten und auf unsere Einstellungen. Benutzen Sie keine Phrasen, die ein Selbstverschulden von Frauen implizieren oder Gewalt verharmlosen.
Von unserer persönlichen Einstellung zu Geschlechteridentitäten bis hin zu politischem Druck – wir alle können zu einem Ende der „Rape Culture“ beitragen.
Null Toleranz gegenüber sexualisierter Gewalt an Frauen muss Einzug in Politik und Gesellschaft finden. Wir alle müssen sensibler auf das Thema reagieren und auch in unserem eigenen Umfeld (bei Freund*innen und der Familie, auf der Arbeit und in der Freizeit) besser darauf achten.
Spenden Sie für lokale Organisationen, die von Gewalt betroffene Frauen unterstützen und die Akzeptanz aller Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten fördern.
UN Women arbeitet auf der ganzen Welt mit Frauenorganisationen zusammen, um Gewalt gegen Frauen zu beenden, Überlebende zu unterstützen und die Gleichstellung der Geschlechter überall zu sichern. Hier können Sie unsere Arbeit gegen Gewalt und Diskriminierung unterstützen.
Gewalt kann viele Formen annehmen, dazu gehört sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum. Zeigen Sie Haltung und prangern Sie „Cat Calling“, unangebrachte Kommentare und sexistische Witze an.
Schaffen Sie eine sicherere Umgebung für alle, indem Sie es laut ansprechen, wenn jemand eine Grenze überschreitet, oder indem Sie die Hilfe anderer in Anspruch nehmen, wenn Sie sich nicht sicher fühlen.
Hören Sie Überlebenden zu und sorgen Sie dafür, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Um geschlechtsspezifische Gewalt wirksam zu bekämpfen, müssen wir das Thema verstehen. Die Erhebung relevanter und geschlechtssensibler Daten ist der Schlüssel zur Umsetzung erfolgreicher Präventionsmaßnahmen und zur richtigen Unterstützung der Betroffenen. Hier finden Sie eine Übersicht.
Da die geschlechtsspezifische Gewalt während COVID-19 stark zugenommen hat, ist die Datenlage schlechter denn je. Fordern Sie Ihre Regierung auf, in die Erhebung dieser Daten zu investieren.