Aktiv werden für HeForShe
Warum HeForShe?
Schön, dass du hier bist und aktiv werden willst. HeForShe ist eine Möglichkeit, tiefer einzusteigen, den Blick für Strukturen zu schärfen und dabei die eigene Prägung und Rolle zu reflektieren.
Nicht alle Männer sind gleich, und auch Frauen sind keine homogene Gruppe. Dennoch lässt sich verallgemeinernd sagen, dass Männer strukturell bedingt häufiger in Machtpositionen sind als Frauen. Wenn wir wollen, dass Frauen die gleichen Verwirklichungschancen haben, heißt das, dass Männer ihre Privilegien, ihre gewohnten und erlernten Verhaltensweisen und die ihnen zugeschriebenen Rollen in der Gesellschaft reflektieren und in Frage stellen müssen.
Das ist nicht immer leicht, aber anders können wir nicht „ent-lernen“, was wir durch unsere Sozialisation, also durch unsere Familie und unser Umfeld, verinnerlicht haben und neu lernen, wie wir zu einem besseren, faireren Miteinander kommen können, in dem alle Menschen gleiche Rechte und Chancen haben und so sein können, wie sie möchten – und nicht, wie sie qua zugeschriebenem Geschlecht sein sollen. Auch Männer sollen die Möglichkeit haben, sich aus einem starren Korsett von Erwartungen und Einschränkungen lösen zu können. Sie müssen z. B. nicht alleiniger Ernährer sein, können in Elternzeit gehen, sich um ihre Gesundheit kümmern, müssen nicht immer hart, dominant und angstfrei sein, dürfen Gefühle zeigen. Sich kritisch mit der Frage auseinander zu setzen, welche Männlichkeitsbilder es gibt, ist ein guter Einstieg, um sich von überkommenen zu lösen.
Wie kannst du für HeForShe aktiv werden?
Es gibt schon viele Sammlungen dazu, was man tun kann, um ein Verbündeter zu sein. Trotzdem werden wir oft gefragt, welche Unterstützung wir uns wünschen und wo man(n) anfangen kann. Hier also eine unvollständige Liste. Es ist keine Check-Liste, es geht auch nicht um Perfektion. Unsere Tipps sollen nicht einschüchtern. Sie sollen Anregungen geben, wo du anfangen kannst.
Bevor du weiterliest: Wenn du etwa denkst „das mach ich überhaupt nicht“ – so ist das nicht gemeint. Übernimm unbedingt Verantwortung für dein eigenes Handeln, aber beziehe nicht unmittelbar alles auf dich. Strukturelle Verhaltensmuster und Privilegien zu hinterfragen bedeutet nicht unweigerlich, dass man selbst diese Muster zeigt.
Informiere dich.
Wir alle haben diese Strukturen verinnerlicht. Es ist ein langer und nicht immer leichter Prozess, sie in Frage zu stellen. Lies Artikel, Zines oder Bücher, höre Podcasts, folge spannenden Aktivist*innen auf Social Media oder schaue Dokumentationen, um ein besseres Bild davon zu bekommen, vor welchen Herausforderungen andere Menschen stehen, welche Auswirkungen sie haben und was andere tun und getan haben, um sich für Geschlechtergerechtigkeit zu engagieren. Gemeinsam mit den HeForShe Deutschland Botschaftern haben wir hier ein paar Empfehlungen für dich zusammengestellt.
Höre Frauen wirklich zu,
… wenn sie dir von ihren Erfahrungen berichten wollen. Erwarte dabei nicht, dass sie alle Arbeit für dich machen. Stelle nicht als erstes die Erfahrung in Frage, sondern versuche, dich in ihre Position hineinzuversetzen und ihre Denkweise nachzuvollziehen. („Das war doch nur ein Kompliment“ etwa ist keine gute Antwort, wenn von Catcalling erzählt wird.)
Erweitere deine Perspektive.
Wie sieht deine Mediathek aus? Wann hast du das letzte Mal ein Buch von einer Autorin gelesen? Welche Künstlerinnen hörst du, welche Podcasts, welchen Aktivistinnen folgst du auf Social Media?
Werde aktiv.
Schließe dich z. B. einer Gruppe an oder gründe selbst einen (digitalen) Stammtisch, um dich mit Gleichgesinnten auszutauschen, oder lest gemeinsam Bücher von feministischen Denker*innen, startet eine Social Media Aktion (taggt uns gern (Instagram) und nutzt den Hashtag #HeForSheAktiv), führt unser „HeForShe Journal“, sprecht über Dinge, die euch verwirren, die Augen geöffnet haben, an denen ihr arbeiten wollt.
Gib Frauen eine Bühne, die ihnen zu oft verwehrt wird.
Wen zitierst du in deinem Artikel, wer sitzt auf dem Podium der Veranstaltung, die du organisierst, wem wird in einem Meeting bei der Arbeit das Wort abgeschnitten?
Trage Feminismus in alle Bereiche.
Es reicht nicht, nur dort über Gleichberechtigung zu sprechen, wo ohnehin schon viel darüber gesprochen wird und wo man sich des Zuspruchs sicher sein kann. Gerade auch in Umgebungen, in denen Frauen im Zweifelsfall nicht oder schwer Gehör finden, sollte über Feminismus gesprochen werden.
Scheue dich nicht davor, Fehler einzugestehen,
…, dich zu entschuldigen oder zu korrigieren, wenn du merkst, dass etwas schief lief. Das hilft auch anderen – es zeigt, dass niemand von uns perfekt ist. All das ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen passiert. Reflektiere dein eigenes Verhalten anderen Menschen gegenüber, es reicht nicht zu sagen „ich bin Feminist“, es ist vielmehr ein kontinuierlicher Lern- und Reflexionsprozess.
Konfrontiere dein Umfeld konstruktiv,
… z. B. wenn Kolleg*innen oder Freund*innen keine geschlechtergerechte Sprache verwenden, wenn sie sexistische Witze machen oder Grenzen übertreten. Wende dich an die Verantwortlichen, wenn du auf sexistische Werbung oder ein Podium stößt, das nur mit Männern besetzt ist.
Stelle dich nicht auf ein Podest.
Auch wenn wir männliche Feministen als Vorbilder brauchen, muss anerkannt werden, dass Männer viel mehr Aufmerksamkeit und oft Lob (manchmal jedoch auch vergleichbare Abwehr) bekommen, wenn sie das sagen, was Frauen seit Jahrzehnten thematisieren.
Sei offen für Kritik, wenn dich jemand auf Fehlverhalten hinweist.
Das ist selten schön, aber da müssen wir alle durch, wenn wir ent-lernen und dazulernen wollen (für Feminismus, Anti-Rassismus, Anti-Ableismus etc.). Frag nach, wenn du die Kritik nicht verstehst. Daraus kann eine gewinnbringende Unterhaltung entstehen, aber respektiere, dass von Sexismus betroffene Personen Männern weder Erklärungen schuldig sind, noch Verantwortung für deine Lernreise tragen.
Erkenne, dass du aktiv Teil der Lösung sein musst,
wenn du nicht Teil des Problems sein willst. Zum Beispiel reicht es nicht, selber Frauen gegenüber nicht gewalttätig zu werden. Setze dich damit auseinander, was die Ursachen und Formen von Gewalt sind, wo sie beginnt, wann du wie einschreiten solltest und wie dafür sorgen kannst, dass sich andere in deiner Gegenwart sicher fühlen. Wenn wir uns nicht aktiv für Verbesserungen einsetzen, laufen wir Gefahr, den Status Quo zu erhalten oder zu verschlimmern.
Teile die Aufgaben und die Verantwortung.
Übernimm deinen Anteil der Hausarbeit, der Sorgearbeit und -ganz wichtig- des Mental Load (warte nicht darauf, dass dir jemand sagt, was zu tun ist, du bist genauso zuständig, den Überblick zu behalten). Ob nun in einer gemischten WG oder einer heterosexuellen Beziehung. Wenn du bei Freund*innen zum Essen eingeladen bist – wer fragt, ob noch etwas mitgebracht werden kann, wer deckt den Tisch ab? Wer besorgt Geschenke für die Familie? Wer prüft, welche Impfungen die Kinder wann brauchen?
Wenn du Kinder hast,
… sprich mit ihnen über Gleichstellung. Schenkst du auch deinem Sohn eine Puppe, lässt ihn seine Gefühle offen zeigen, bringst ihm bei, alle Menschen zu respektieren? Übernimmt deine Tochter die meiste Hausarbeit? Klärt gemeinsam als Paar, wer in Elternzeit geht und wer ggf. die Arbeitszeit reduziert, reflektiert Rollenzwänge und strukturelle Ungleichheit. Es ist kein Zufall, dass Männer in heterosexuellen Beziehungen häufig die Hauptverdiener sind (Stichwort: Gender Pay Gap) und dass die Karriere von Frauen durch Teilzeit gebremst wird.
Setze dich mit rassistischen Männlichkeitsbildern auseinander.
So ist z. B. das Bild von Männern, die als muslimisch gesehen werden, oft das des gefährlichen, hypersexuellen, frauenverachtenden Machos. Nicht selten geht diese Sicht einher mit einem Unwillen, sich mit vergleichbaren Haltungen in der weißen Mehrheitsgesellschaft auseinanderzusetzen. Statt sexistisches Verhalten ausschließlich bei anderen zu verorten, sollte dies auch in der deutschen weißen Mehrheitsgesellschaft thematisiert werden.
Hol dir Unterstützung, wenn du sie brauchst.
Hier findest du eine Übersicht von deutschlandweiten Beratungs- und Hilfsangeboten für Jungen
und Männer. Du musst das alles nicht alleine stemmen.
Spende für feministische Organisationen.
Um Anliegen Gehör zu verschaffen und Veränderungen anzustoßen, kannst du dir eine Organisation oder ein Projekt aussuchen, das gezielt Frauen und Mädchen unterstützt und Geld spenden. Es gibt viele tolle Projekte, mit denen Frauen gestärkt werden.
Stand: September 2023