Kleine Aktionen mit großer Wirkung
Gemeinsam für die Gleichstellung der Geschlechter – Vom isländischen „Women’s Day Off“ mit der Forderung für wirtschaftliche Gleichstellung bis zum weltweiten Einfluss der #MeToo-Bewegung: Aktivismus kann Themen in die breite Öffentlichkeit bringen und Veränderungen bewirken. Das können Gesetzesänderungen oder internationale Übereinkommen sein, aber auch kontinuierliche Veränderungen von Denkweisen und Verhaltensmustern leisten einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit. Die Art und Weise wie wir reden, denken und uns im Alltag verhalten, kann einen tiefgreifenden Wandel hervorrufen, von dem alle profitieren.
Trage du auch in deinem Leben und in deinem Alltag zur Gleichstellung der Geschlechter bei.
Frauen übernehmen drei Mal mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Dadurch fehlt es Frauen an Zeit und Energie für ihre Karriere, Erwerbsarbeit oder Freizeit.
Teile die Arbeit im Haushalt, Kindererziehung und andere unbezahlte Tätigkeiten gerecht auf. Beginne mit einer Familien- oder Haushaltssitzung, bei der ihr Bedürfnisse und Aufgaben in der Haushalts- und Sorgearbeit identifiziert und sie gerecht verteilt. Ermutigt alle Kinder, unabhängig von ihrem Geschlecht, sich am Haushalt zu beteiligen. Wenn sich eine Person in Vollzeit um euer Zuhause und die Familie kümmert, erkenne ihre Arbeit an und wertschätze sie.
Von Cat-Calling über Mansplaining hin zu unangebrachten Witzen: Frauen sind im Privaten und im Beruflichen regelmäßig verschiedenen Arten von sexistischem und respektlosem Verhalten ausgesetzt.
Stelle Menschen zur Rede, wenn sie sexistische Sprüche klopfen. Lass dir nichts gefallen und stehe Betroffenen zur Seite. Hinterfrage jedes Geschlechterklischee. Setze dich mit Fakten auseinander, damit du Aussagen wie „Geschlechtsspezifische Lohnunterschiede gibt es nicht“ eloquent zurückweisen kannst. Das fällt dir am Anfang vielleicht schwer und erfordert Mut – aber mit der Zeit geht es immer besser.
Falls du sexuelle Belästigung mitbekommst, steh auf und misch dich ein. Hol dir von anderen Hilfe, falls du dich selbst dabei nicht sicher fühlst. Nimm dir Zeit, um Betroffenen zuzuhören und frage, wie du sie unterstützen kannst.
Sprich mit Männern in deinem Umfeld und verweise sie auf die #HeForShe-Bewegung.
Achte schriftlich und mündlich auf eine geschlechtergerechte Sprache, bei der du nicht einfach mit der männlichen Form alle Geschlechter „mitmeinst“. Informiere dich über die Möglichkeiten inklusiver und geschlechtergerechter Sprache. Nutze geschlechterneutrale Begriffe wie „Studierende“ und schriftlich etwa das Sternchen oder den Doppelpunkt (Feminist*innen bzw. Feminist:innen). Beim Sprechen kannst du stattdessen eine kurze Pause machen – mit ein bisschen Übung geht das irgendwann von ganz allein.
Begriffe wie „Frauen und Männer“ schließen nicht-binäre und intersexuelle Menschen aus. Anstelle von Ansprachen wie „Damen und Herren“ oder „Mädchen und Jungs“ kannst du Begriffe wie „Leute“, „Kinder“ oder „Ihr Alle“ verwenden. Diese kleinen Veränderungen können manchen Menschen viel bedeuten und die kulturelle Wahrnehmung von Geschlechteridentitäten beeinflussen.
Für mehr Infos zu diesem Thema, schau dir zum Beispiel die Free & Equal Campaign der UN an.
Ob sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder geschlechtsspezifische Lohnungleichheit: Frauen sind am Arbeitsplatz häufig diskriminierenden Praktiken ausgesetzt. Fordere in deinem Arbeitsumfeld einen respektvollen Umgang miteinander, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Diversität auf der Führungsebene und entsprechende Fortbildungen.
Wenn Frauen Kinder bekommen, übernehmen sie häufig den Großteil der Kinderbetreuung. So werden Karrierechancen gebremst, Einkommensunterschiede wachsen und das Risiko für Altersarmut steigt. Fordere die Politik und Unternehmen auf, Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass alle Elternteile gleichberechtigt Elternzeit nehmen und in Teilzeit arbeiten können. Ausreichende, bezahlbare bzw. kostenlose und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ab dem Säuglingsalter sowie flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle tragen ebenso zu Geschlechtergerechtigkeit bei.
Leider sind Frauen auf politischer Ebene unterrepräsentiert. Im Jahr 2020 nahmen Frauen nur etwa 25% der Sitze in nationalen Parlamenten ein und machen weniger als sieben Prozent der Regierungschef*innen aus. In Deutschland sind nur etwa ein Dritte der Bundestagsabgeordneten weiblich. Bitte habe diesen Aspekt im Blick, wenn du bei der nächsten Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahl dein Kreuzchen setzt. Nutze dein Wahlrecht, um Veränderungen zu bewirken. Ermutige Freund*innen und Familienmitglieder, ihre Stimmen abzugeben und dabei Geschlechtergerechtigkeit im Kopf zu behalten.
Unterstütze die Initiative #ParitätJetzt, damit Frauen auf der politischen Ebene gleichberechtigt vertreten sind.
Sei es das nächste Shampoo oder eine neue Jeans: Mit jedem Kauf hast du Einfluss auf die Umwelt und die Arbeitswelt – und dadurch auch auf das Leben von Frauen und Mädchen. Frauen auf der ganzen Welt sind unverhältnismäßig stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Klimabedingte humanitäre Katastrophen verschlimmern oft die bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und machen Frauen und Mädchen noch anfälliger für Gewalt, Armut und Unterernährung. In Sweatshops des Globalen Südens sind es vor allem Näherinnen, die unter miserablen Bedingungen für Fast Fashion schuften. Kauf verantwortungsbewusst ein, indem du – wenn es dir möglich ist – fair gehandelte und umweltfreundliche Produkte oder Second-Hand-Kleidung wählst und auf Einwegkunststoffe verzichtest. Ermutige deine Freund*innen, ebenfalls nachhaltig einzukaufen.
Viele Produkte werden weiterhin mit Geschlechterstereotype und Sexismus beworben. Du kannst bei Unternehmen einkaufen, die in ihrer Werbung Diversität abbilden. Finde heraus, wie UN Women mit der Werbeindustrie zusammenarbeitet, um durch die Unstereotype Alliance Veränderungen zu bewirken. Die Organisation Equileap stuft Unternehmen weltweit anhand verschiedener Kriterien rund um Geschlechtergerechtigkeit ein und orientiert sich hierbei an den Women’s Empowerment Principles, sieben Grundsätzen zur Stärkung von Frauen in Unternehmen, die von UN Women und UN Global Compact eingeführt wurden.
Filme, Bücher, Zeitungen, Podcasts, Social Media Kanäle und andere Medien haben einen starken Einfluss auf die kulturelle Wahrnehmung von Geschlechtern und bieten marginalisierten Menschen eine Möglichkeit, gehört zu werden. Bisher sind die Filmindustrie und das Verlagswesen jedoch noch sehr von weißen Männern dominiert und das spiegelt sich in der Popkultur wider. Eine Analyse beliebter Filme aus elf Ländern ergab beispielsweise, dass nur 23 Prozent der Filme eine weibliche Hauptfigur hatten – eine Zahl, die dem Prozentsatz weiblicher Filmemacherinnen (21 Prozent) nahekommt. Folge feministischen Influencer*innen, höre feministische Podcasts, schaue Filme von Produzentinnen und Regisseurinnen aus anderen Regionen und lies Bücher, die dir neue Perspektiven auf die Welt ermöglichen.
Kleines Prinzesschen. Empfindlich. Zickig. Mädchen werden häufig als abhängig, verletzlich oder unfähig bezeichnet und aufgefordert, sich anzupassen. Das stärkt Geschlechterklischees und hält Mädchen davon ab, ihr volles Potential auszuschöpfen. Erinnere die Mädchen in deinem Umfeld daran, dass sie stark und kompetent sind und dass sie den gleichen Respekt wie Jungs verdienen. Versichere ihnen, dass sie mehr als ihr Äußeres sind: lobe ihre Intelligenz, ihre Stärke, ihren Humor, ihre Sportlichkeit und so viel mehr.
Stell dich nicht so an. Kleine Männer weinen nicht. Jungs sind eben so. Auch Jungen leiden unter geschlechterstereotypen Aussagen, die ihnen Emotionen absprechen und sie auffordern, „männlich“ und stark zu sein. Diese toxischen Vorstellungen von Männlichkeit beeinträchtigen Jungen und Männer psychisch und physisch und können die Diskriminierung anderer Geschlechter, z.B. in Form von Misogynie (Frauenfeindlichkeit) sowie Homo- und Transfeindlichkeit, nach sich ziehen. Zeige, dass Männlichkeit auch Verletzlichkeit, Sensibilität, Empathie und andere traditionell „nicht männliche“ Charaktereigenschaften beinhaltet. Sorge für ein Umfeld, in der sich Jungen und Männer sicher fühlen, wenn sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.
Für viele Menschen ist es schwierig, Geschlechterstereotype und Vorurteile abzulegen. Verinnerliche, dass es keine per se geschlechterspezifischen Spielsachen, Farben oder Charaktereigenschaften gibt. Zeige Kindern ihr Potential und ihre vielfältigen Möglichkeiten, Kind zu sein und sich zu entwickeln.
Vor allem Frauen und Mädchen sind weltweit häufig unrealistischen Schönheitsidealen ausgesetzt. Von Frauen wird oft erwartet, dass sie viel mehr Zeit, Energie und Geld für ihr Aussehen aufwenden als Männer. Der Körper von Frauen wird oft wie ein Objekt dargestellt, das für den öffentlichen Konsum bestimmt ist. Unrealistische körperliche Ideale können sich in ernsthaften psychischen und physischen Schäden manifestieren.
Egal welchem Geschlecht du dich zuordnest – schau in den Spiegel und reflektiere die Art und Weise wie du über dein eigenes Äußeres denkst und sprichst. Versuche dir selbst ein Kompliment zu machen, wenn du dich dabei ertappst, schlecht über dich selbst zu denken. Behandele alle Körper als wertvoll – unabhängig von ihrer Größe, Leistungsfähigkeit oder Hautfarbe – und verurteile Body Shaming, wenn du so etwas mitbekommst.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.
Werde Mitglied bei UN Women Deutschland. So kannst du unsere Arbeit mitgestalten und verleihst uns eine starke Stimme. Deine Spende kann dazu beitragen, geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, Betroffene zu unterstützen und gleiche Rechte für Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt zu garantieren.
Sprich mit Freund*innen, Kolleg*innen und deiner Familie über Gleichstellungsthemen, mach auf deinen Social Media Kanälen auf Geschlechterungerechtigkeit aufmerksam.
Stand: März 2023